"Wie befremdlich ist der Mittwoch!", schreibt Kluge mit Recht. Tatsächlich will dieser Wochentag gar nicht ins Schema passen. Als einziger Wochentag lässt er sich nicht auf eine Gottheit zurückführen. Das liegt daran, dass der lat. mercurii dies (frz. mercredi, sp. miércoles) mit dem germanischen Gott namens Wodan in Verbindung gebracht wurde. Dieser Gott aber, der im angelsächsischen und skandinavischen Raum - in letzterem freilich als Odin - noch den dritten (oder vierten) Tag der Woche bezeichnet, war den Deutschen definitiv zu wild. "Wodan - id est furor" schrieb Adam von Bremen über ihn, und so wundert es kaum, dass die christlichen Kräfte nach der Verbannung dieses meistverehrten Gottes der Westgermanen aus der Alltagssprache strebten und ihn durch eine simples "Wochenmitte", als Übersetzung des kirchenlat. media hebdomas, ersetzten. Eine Entsprechung gibt es im Isl., wo der Tag miðvikudagur heisst. Im Nordwesten Deutschlands findet man noch mundartlich den gudenstag, welcher den Gott erkennen lässt, allerdings mit ungeklärtem g-.
Dabei verdient die Gottheit gar nicht eine so harsche Behandlung. Ursprünglich war er gar nicht "der Rasende" oder "der Wütende", zu welchem man ihn erst später umdeutete, indem man seinen Namen auf das germ. Wort für Wut, nämlich *woða-, zurückführte. Vielmehr verliehen ihm am Anfang seine Eigenschaften als intelligenter, erfinderischer, seherischer und dichtender Gott seine Identität. Den Ursprung des Namens findet sich bei der keltischen Priesterkaste der Vates, deren keltischen Namen *.atis man mit germ. *woÞuz und an. óðr in Verbindung bringen kann, womit die Brücke zu Wodan geschlagen wäre. So soll der Name also anfänglich nicht viel anderes als "Gott der Vates" bedeutet haben und so, wahrscheinlich im Gebiet der Chatten, die sich ja in der Schnittzone zwischen Kelten und Germanen befanden, zu den letzteren gekommen sein.
